Was ist Ametropie?

Unter Ametropie versteht man in der Augenoptik den Zustand des Auges, bei dem ein Gegenstand bei entspannter Akkommodation nicht scharf zu erkennen ist. Vereinfacht formuliert: Eine Ametropie ist eine brechungsbasierte Fehlsichtigkeit des Auges.

Damit ein Gegenstand scharf zu sehen ist, muss er mithilfe des dioptrischen Apparates (v.a. Hornhaut und Augenlinse) auf der Netzhaut möglichst punktgenau auf der Fovea bzw. Makula (Ort des schärfsten Sehens) abgebildet werden.

Die folgende Grafik zeigt die zum Verständnis notwendigen Bestandteile des Auges:

Aufbau des Auges
Aufbau des Auges

Ametropie ist nicht automatisch Fehlsichtigkeit

Der Begriff Ametropie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie "Missverhältnis im Auge". Fälschlicherweise wird Ametropie manchmal mit "Fehlsichtigkeit" gleichgesetzt. Denn im nicht akkommodierten Zustand können die wenigsten Menschen einen im unendlichen liegenden Punkt wirklich scharf erkennen. Die Ametropie ist also eher ein Normalzustand. Dank der flexiblen Augenlinse kann die ametrope Unschärfe aber von vielen Menschen ohne Sehhilfe korrigiert werden.

Arten der Ametropie

Die fälschliche Gleichsetzung rührt wahrscheinlich auch daher, dass die bekannten Fehlsichtigkeiten auch als Ametropien bezeichnet werden. Dazu gehören:

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Bei Kurzsichtigkeit (Myopie) liegt der Brennpunkt des optischen Apparates vor der Netzhaut:

Kurzsichtigkeit (Ursache)
Ursache einer Kurzsichtigkeit: verlängerter Augapfel

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Bei Weitsichtigkeit (Hyperopie) liegt der Brennpunkt des optischen Apparates hinter der Netzhaut:

Weitsichtigkeit (Auge)
Weitsichtigkeit (Ursache)

Stabsichtigkeit (Astigmatismus)

Bei Stabsichtigkeit (Astigmatismus) ist die Wölbung der Hornhaut nicht gleichmäßig, wodurch es zu einer Achsenförmigen Verzerrung kommt. Das Bild auf der Netzhaut ist in einem Winkel stabförmig verzerrt. Astigmatismus wird umgangssprachlich auch als Hornhautverkrümmung bezeichnet.

Stabsichtigkeit (Astigmatismus)
Stabsichtigkeit (Astigmatismus)

Heterophorie (latentes Schielen)

Als Heterophorie bezeichnet man ein kaum merkliches Schielen der Augen. Man bezeichnet es auch als latentes Schielen - latent deshalb, weil es nur ab und zu auftritt. Normalerweise können Betroffene normal sehen, weil die Heterophorie durch die sog. motorische und sensorische Fusion, einem Mechanismus im Auge, korrigiert wird. Statistische Untersuchungen haben ergeben, dass Heterophorien bei etwa 70-80% der Bevölkerung vorkommen. Die allermeisten Betroffenen sind allerdings beschwerdefrei und bemerken gar nicht, dass sie heterophob sind. Weiterlesen ...

Heterophorie
Heterophorie / latentes Schielen

Akkommodation

Die Augenlinse ist flexibel. Mithilfe des Ziliarmuskels kann man die Form aktiv verändern, so dass die Brechkraft des Auges an unterschiedliche Sehdistanzen angepasst werden kann. Man nennt diese Fähigkeit Akkommodation.

Akkommodation (Auge)
Akkommodation des Auges

Aus diesem Grund müssen nicht alle Menschen eine Sehhilfe tragen. Siehe dazu auch: Wie viele Menschen in Deutschland tragen eine Brille?

Für Menschen, bei denen die Ametropie zu einer verminderten Sehschärfe führt, gibt es Sehhilfen: Brillen, Kontaktlinsen oder die Refraktive Chirurgie (Augen lasern).

Das Gegenteil von Ametropie ist Emmetropie, der ophthalmologische Fachausdruck für Normalsichtigkeit.

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